Literaturwissenschaft

Magnus Wieland

Vexierzüge

Jean Pauls Digressionspoetik

Jean Paul ist ein notorisch abschweifender Autor. Aus der rhetorischen Technik der Digression, die im humoristischen Roman des 17./18. Jahrhunderts zu einem beliebten Stilmittel avanciert, entwickelte er variantenreiche (und auch extravagante) Verfahren zur Sabotage narrativer Linearität. Von der zeitgenössischen Ästhetik deswegen arg kritisiert, gilt heute gerade diese digressive Komponente seines Schreibens als besonders bahnbrechend.

Ausgehend davon entwirft vorliegende Studie eine Poetik der Digression bei Jean Paul, indem die oft autoreflexiven Ablenkungsmanöver des Autors auf ihr semantisches Potential hin befragt und in Bezug zu literatur- und kulturhistorischen Kontexten gebracht werden. Dabei eröffnet sich ein Spektrum, das von der antiken Rhetorik bis zum Zeitungsdiskurs der Aufklärung reicht. Spezifisch digressive Textsorten wie »Appendix« und »Extrablatt« werden ebenso in den Blick genommen wie kleinste typographische Faktoren, um – unter Einbezug von Jean Pauls Witz-, Humor- und Romantheorie – die literarische Produktivität von Störung und Verzögerung zu erkunden.

Hinter diesem meist irritierenden »Spiel der Digressionen« zeigt sich im Verlauf der Untersuchung, dass Jean Pauls Abschweifungen die Qualität von »Vexierzügen« besitzen, bei denen nicht immer krumm ist, was ungerade scheint.

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Wir gratulieren unserem Autor Magnus Wieland zur Verleihung des Zeno-Karl-Schindler-Preises für deutsche Literaturwissenschaft. Wieland erhielt die Auszeichnung für seine bei uns erschienene Jean-Paul-Studie »Vexierzüge. Jean Pauls Digressionspoetik«. Wir freuen uns mit ihm!

  • ISBN: 978-3-86525-291-3
  • 368 Seiten
  • Hardcover
  • Am 18.12.2012 erschienen
  • Deutsch
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