Hrsg. von Alexander Košenina / Stefanie Stockhorst

Lessing und die Sinne

Die Auffassung der sinnlichen Erkenntnis als Vernunftäquivalent (analogon rationis) und der Ästhetik als Wissenschaft von der sinnlichen Erkenntnis (scientia cognitionis sensitivae) beschäftigt das gesamte 18. Jahrhundert. Die Transformation einer Erkenntnistheorie der Sinne (aisthesis) in eine Lehre der ›schönen Wissenschaften‹ und der Kunstkritik wird von Lessing stark mitgeprägt. Im Laokoon (1766) untersucht er beispielsweise die komplementären Zeichensysteme der Malerei und Poesie, im Briefwechsel über das Trauerspiel (1756/57) entwirft er im kritischen Austausch mit Mendelssohn und Nicolai eine bühnentaugliche Poetologie der Leidenschaften, in der Hamburgischen Dramaturgie (1767–1769) vermittelt er zwischen der Dramenliteratur, der sichtbaren Sprache der Körper, den Bühnenbildern sowie der hörbaren Präsentation, und mit seinen literarischen Texten lotet er die unterschiedlichen poetischen Zugänge zum Sitz der menschlichen Gefühle aus. Zugleich spielen Sinne und Sinnlichkeit eine Rolle in Lessings Vergleichen unterschiedlicher Religionen und Kulturen sowie in seinem Verständnis sozialer Geselligkeitsformen. Als Übersetzer und Kritiker vermittelt er schließlich europäische Positionen in Deutschland. Lessings zentrale Stellung in der Diskussion um die Sinne und die Sinnlichkeit wird mit diesem Band erstmals umfassend erschlossen.

ALEXANDER KOŠENINA, Professor an der Universität Hannover und Präsident der Lessing Society, edierte mehrere Theatertexte der Lessingzeit im Wehrhahn Verlag und ist Autor des Studienbuchs Literarische Anthropologie (Berlin 22016).

STEFANIE STOCKHORST, Professorin an der Universität Potsdam und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts, publizierte eine Einführung in das Werk Gotthold Ephraim Lessings (Darmstadt 2011) und gab zuletzt Bände über Perspektiven der Aufklärungsforschung (Göttingen 2013) und über Krieg und Frieden im 18. Jahrhundert (Hannover 2015) heraus.

»Der gediegen aufgemachte Band […] gehört in das Regal des Lessingforschers und ergänzt somit die in Sammelbänden vorliegende reiche Ernte der Lessingforschung in den letzten Jahren.«

Till Kinzel, Informationsmittel (IFB), Jahrgang 26 (2018), Heft 1

»Zweifellos werden die vielfältigen Erkenntnisse dieses sehr lesenswerten Bandes die Lessing-Philologie der nächsten Jahre in vielfältiger Hinsicht befruchten.«

Axel Schmitt, literaturkritik.de

Alexander Košenina

Alexander Košenina, Prof. Dr., wechselte 2008 von einem germanistischen Lehrstuhl in Bristol an die Leibniz Universität Hannover. Er vertritt die deutsche Literatur des 17.–19. Jahrhunderts, beschäftigt sich u.a. mit medizinischen und juristischen Fallgeschichten seit der Frühen Neuzeit und interessiert sich für Wechselwirkungen zwischen Malerei und Literatur. Zahlreiche Bücher, Aufsätze, Feuilletons und Editionen zur Literatur des 17. bis 21. Jahrhunderts.

  • ISBN: 978-3-86525-499-3
  • 272 Seiten
  • Hardcover
  • Am 11.05.2016 erschienen
  • Deutsch
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