Nikola Roßbach

Gotthelf Wilhelm Christoph Starke (1762–1830)

Entdeckung eines großen Unbekannten

Gotthelf Wilhelm Christoph Starke (1762–1830), Dichter und Theologe aus Anhalt-Bernburg, galt zu seiner Zeit als Klassiker. Seine Gemählde aus dem häuslichen Leben und Erzählungen machten ihn weit über die Grenzen seines Heimatlandes hinweg bekannt. Dennoch geriet er als Spätaufklärer und Moralist bald in den Schatten der Literaturgeschichte – in deren Lichtkegel andere, wenige Auserwählte standen und stehen. Als Zeitgenosse Goethes, Schillers und Kants stellt Starke ein bemerkenswertes Phänomen vergessener Größe dar. Ihn wiederzuentdecken lohnt sich.
Der Bernburger Gelehrte, der die Französische Revolution von weitem und die Napoleonische Fremdherrschaft von nahem erlebte, war ein leidenschaftlicher Altphilologe und Übersetzer, ein ambitionierter und mutiger Lehrer. Als Aufklärungstheologe predigte er Toleranz und befürwortete die protestantische Union von Lutheranern und Reformierten. Mit seinen Gemählden schuf er ein ins Französische, Englische, Niederländische, Schwedische und Russische übersetztes Erzählwerk, das unverkennbar ist: als Konfiguration aus prägnanten Charakteren und plastischen Erzählräumen, aus festen Werten und subtilen Sehnsüchten, aus vordergründiger Moral und hintergründigem Humor. Er verfasste jedoch nicht nur Erzählungen, sondern auch Gedichte und Lieder, Predigten und Reden, Schulschriften und Abhandlungen sowie dramatische Szenen.
Dieses Buch unternimmt den Versuch, Starkes Leben und Werk dem kanonfixierten Vergessen zu entreißen und ihm seinen Platz in der Literaturgeschichte zurückzugeben.

»Insgesamt gesehen liegt eine sehr verdienstvolle Monographie vor, die zudem reich bebildert ist und Interesse bei all jenen finden sollte, die sich für die Gemengelage von deutscher Literatur, Publizistik und Aufklärungstheologie um 1800 jenseits des eingefahrenen Kanons öffnen möchten. Der Band füllt zweifellos eine Forschungslücke.«

Hier geht es zur Rezension von Till Kinzel

Till Kinzel, Informationsmittel (IFB): digitales Rezensionsorgan für Bibliotheken und Wissenschaft (2023).

Nikola Roßbach

Nikola Roßbach ist Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Universität Kassel. Sie forscht und lehrt zur Literatur-, Kultur- und Wissensgeschichte von der Frühen Neuzeit bis zur Moderne. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. Maschinenliteratur; Wissen(schaft) und Geschlecht 1500–1900; frühneuzeitliche Unterhaltungsliteratur; interkulturelle Konstruktionen von Wissen (Italienbilder); Zensur.
Darüber hinaus erforscht sie die Literaturgeschichte Kassels, zu der sie Anfang des Jahres das "Kleine Kasseler Literatur-Lexikon. Autorinnen und Autoren" herausgegeben hat.

  • ISBN: 978-3-86525-997-4
  • 520 Seiten
  • Hardcover
  • Am 28.06.2023 erschienen
  • Deutsch
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