Theatertexte

August von Kotzebue
Hrsg. von Alexander Košenina
Künstler:in: Daniel Chodowiecki

Die Indianer in England

Lustspiel in drey Aufzügen

»Hier findet man nichts von dem empfindelnden Schnickschnack, dem schaalenRomanengang der gewöhnlichen Lustspiele, [...] von dem ewigen Einerley seufzender Liebhaber und Schönen.« So urteilt der Dichter Georg Schatz über Die Indianer in England (1790) in Nicolais Allgemeiner deutscher Bibliothek. Tatsächlich hebt sich Kotzebues frühes Erfolgsstück nicht durch den auch sonst allgegenwärtigen rührseligen Sieg von Liebesheiraten über Kommerzehen ab, sondern durch den kolonialen Stoff. Mit sicherem Blick für die mit Richard Cumberlands Lustspiel The Westindian (1771) literarisch begründete Indienmode, brilliert Kotzebue mit einer exotischen Handlung. Der aus Mysore mit seiner Tochter ins englische Exil vertriebene wohlhabende Inder Kaberdar wohnt im Hause des reichen Kaufmanns Sir John Smith. Erste taktische Heiratsabsichten zwischen Vätern und Kindern beider Familien weichen im Verlauf des Dramas dem reinen Ideal einer selbstbestimmten, natürlichen Liebe zwischen Vertretern beider Kulturen. Das – mehrfach ins Englische übersetzte – Stück war auf zahlreichen Bühnen so populär, dass Daniel Chodowiecki als beliebtester Buchillustrator der Zeit sogleich einen Bogen mit zwölf Kupferstichen auf den Markt brachte. Diese Blättchen gelangen jetzt erstmals in einer Buchausgabe zum Abdruck.

Alexander Košenina

Alexander Košenina, Prof. Dr., wechselte 2008 von einem germanistischen Lehrstuhl in Bristol an die Leibniz Universität Hannover. Er vertritt die deutsche Literatur des 17.–19. Jahrhunderts, beschäftigt sich u.a. mit medizinischen und juristischen Fallgeschichten seit der Frühen Neuzeit und interessiert sich für Wechselwirkungen zwischen Malerei und Literatur. Zahlreiche Bücher, Aufsätze, Feuilletons und Editionen zur Literatur des 17. bis 21. Jahrhunderts.

August von Kotzebue

August von Kotzebue (1761-1819) war Schriftsteller, Publizist und Theaterautor.
Geboren und aufgewachsen in Weimar, erlangte Kotzebue internationale Berühmtheit durch sein Dramenwerk, das die theatralen und gesellschaftlichen Konventionen seiner Zeit publikumswirksam herausforderte. Zeitweise übernahm er selbst Theaterleitungen und war u.a. für die Bühnen in Wien, St. Petersburg, Tallinn, Königsberg und Mainz zuständig.
Als engagierter Medienmacher arbeitete Kotzebue an der Profilierung des Pressemarktes, indem er mehrere belletrische Zeitschriften ins Leben rief und herausgab, darunter »Bibliothek der Journale« (St. Petersburg), »Für Geist und Herz« (Tallinn), »Die Biene« (Königsberg), »Der Freimüthige« (Berlin) und »Literarisches Wochenblatt« (Weimar).
Zeitlebens stand Kotzebue im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Auf das Interesse für seine Person reagierte er mit autobiografischer Unterhaltungsprosa, nicht selten mit ironischem Unterton. Die literarkritischen Debatten bestritt er ausgiebig auf dem Feld der Publizistik. Kotzebues gesellschaftspolitische Polemik gegen die radikalen deutschnationalen Tendenzen gab schließlich Anlass zu seiner Ermordung, die selbst zum transnationalen Medienereignis wurde.
August von Kotzebue gilt bis heute als der meistgespielte deutschsprachiger Dramatiker. Mit dem Lexikon »Kotzebues Dramen« liegt seit 2011 bei Wehrhahn Verlag ein konziser Überblick über seine Theaterproduktionen vor.

  • ISBN: 978-3-86525-457-3
  • Mit zwölf Kupferstichen von Daniel Chodowiecki
  • Mit einem Nachwort von Alexander Košenina
  • Theatertexte 47
  • 124 Seiten
  • Broschur
  • Am 27.08.2015 erschienen
  • Deutsch
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