Literaturwissenschaft

Christian Schmitt

Labiles Gleichgewicht

Vermittlungen der Idylle im 19. Jahrhundert

Seit der Antike erzählen Idyllen vom Ausgleich – aller-
dings nicht, wie Kritiker der Gattung unterstellt haben, indem sie komplexen Realitäten eine ›heile Welt‹ gegenüberstellen, die diese verleugnet. Stattdessen werfen Idyllen, wie die Studie zeigt, die grundsätzliche Frage auf, wie Ausgleich möglich wäre, und bieten ihren Leser:innen Antworten an, die ethische, soziale oder politische Implikationen haben. Für die von der Forschung wenig beachtete Idyllik des 19. Jahrhunderts ist diese Funktion der Gattung besonders wichtig, stellt sie doch eine Möglichkeit dar, auf Prozesse der Modernisierung zu reagieren, ohne die zugrundeliegenden Spannungen zu verschweigen. Im Gegenteil: Diese Spannungen geraten in der Idyllik des 19. Jahrhunderts in besonderer Weise in den Blick. Die Studie erschließt dieses Potenzial der Gattung erstmals mit kulturwissenschaftlichen Lektüren kanonischer wie unbekannterer Texte von Autor:innen wie Adalbert Stifter, Annette von Droste-Hülshoff, Hans Christian Andersen, Ida Hahn-Hahn oder Luise Mühlbach. Über die Idylle ergeben sich so Einblicke in unterschiedlichste kulturelle Bereiche, in denen Modernisierungsprozesse Spuren hinterlassen, etwa der Tourismus, die Naturwissenschaften oder die Medizin. So erweist sich die Idylle im 19. Jahrhundert insgesamt als literarisches Labor, in dem Möglichkeiten der Vermittlung des Gegensätzlichen durchgespielt werden.

Christian Schmitt

Dr. Christian Schmitt ist Privatdozent im Institut für Germanistik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

  • ISBN: 978-3-86525-884-7
  • 15 teils farbige Abbildungen
  • 376 Seiten
  • Hardcover
  • Am 08.03.2022 erschienen
  • Deutsch
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