An den Universitäten der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts spielen naturkundliche Experimente eine zunehmend wichtigere Rolle. Der vorliegende Band untersucht den Aufstieg dieser empirischen Wissenskultur am Beispiel von zwei bedeutenden akademischen Zentren der Zeit, Göttingen und Halle. Nachgegangen wird neuen Praktiken der Evidenzerzeugung sowie der Durchführung und Verschriftlichung einzelner Versuche wie der Vakuum-, Elektrifikations- oder Irritabilitätsexperimente.
So geraten zwei unterschiedliche Gelehrtenschulen in den Blick: die Halleschen Philosophen bzw. Mediziner Christian Wolff, Johann Gottlob Krüger und Johann August Unzer auf der einen und die Göttinger Experimentalphysiologen um Albrecht von Haller auf der anderen Seite. Die hier versammelten mikrologischen Studien zur Lokalgeschichte beider Universitäten und ihrer Akteure zeigen, dass sich zwar beide Schulen für Prozesse im lebendigen, nervösen Körper interessieren, dass sie sich in Begriff und Praktik des Experiments jedoch voneinander unterscheiden.