Hinrich C. Seeba

Wie es sich fügte

Auch eine Bewältigung der Vergangenheit zwischen Berlin und Berkeley

Wenn, laut Wilhelm Dilthey, der autobiographische Rückblick die Strukturen nicht nur der persönlichen, sondern auch der allgemeinen Geschichte erkennen lässt, ist die Rekonstruktion des vergangenen Lebens – laut einem Spruch in Franz Grillparzers Erzählung vom armen Spielmann: »wie es sich fügte« – ein Erkenntnisprozess, in dem Geschichte und Dichtung, philosophische Ideen und biographische Erfahrung, Theorie und Praxis vermittelt werden. Das eigene Leben wie ein Buch zu lesen (und zu gestalten), wie die Romantiker gefordert haben, ist besonders für den Philologen eine existenzielle Aufgabe. Die Selbstzuschreibung einer ›Geschichte‹, die man erst im Rückblick wahrnimmt, bietet im vorliegenden Fall die Lebensgeschichte eines deutschen Germanisten in Amerika, der als Chair des größten German Departments in den 80er Jahren, also vor der deutschen Einheit, an der Entwicklung interdisziplinärer und interkultureller German Studies mitgewirkt und diese als Kritik der deutschen Identitätsbildung konzipiert hat. Unter der Last der deutschen Geschichte und im persönlichen Umgang mit jüdischen Emigranten bilden biographische Daten zwischen Berlin und Berkeley nur den Rahmen, in dem ein deutsch-amerikanischer Ausschnitt der Wissenschaftsgeschichte eine immer wieder literarisch exemplifizierte Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts und damit auch eine Bewältigung der Vergangenheit verspricht.

Hinrich C. Seeba

Hinrich C. Seeba, Professor Emeritus of German, geb. 1940 in Hannover, hat Deutsch, Griechisch und Philosophie vor allem in Tübingen studiert und von 1968 bis zu seiner Emeritierung 2005 an der University of California in Berkeley gelehrt. Seit 2015 unterrichtet er in Berkeley jedes Jahr ein fünfwöchiges Kompaktseminar in deutscher Literatur.

  • ISBN: 978-3-98859-098-5
  • 21 Abbildungen
  • 560 Seiten
  • Hardcover
  • Am 30.01.2025 erschienen
  • Deutsch
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