Amalie Berg
Hrsg. von Anna Ananieva

Johanne Gray

Trauerspiel in fünf Aufzügen

Unter dem Namen Amalie Berg veröffentlichte Johanna Caroline Amalia Ludecus, geb. Kotzebue (1755–1827), in den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zahlreiche Erzählungen und mehrere Romane. Weibliche Figuren der Gegenwart standen im Mittelpunkt ihrer Prosa. Mit einer historischen Gestalt, der Lady Jane Grey, einer Gegenspielerin der »Bloody Mary«, Maria Tudor, setzte sich die Autorin in ihrem Drama Johanne Gray (1806) auseinander. Dabei handelte es sich um das einzige bis jetzt bekannte Theaterstück der Cousine des meist gespielten Dramatikers seiner Zeit, August von Kotzebue.
Die Geschichte der englischen »Neuntagekönigin« gehört zu den Stoffen der Weltliteratur. Rowe, Wieland, Bodmer und de Staël haben sie behandelt. Aber es ist eine Besonderheit des Trauerspiels aus der Feder von Caroline Ludecus, dass es die Frage nach der politischen Handlungsfähigkeit von Frauen ganz grundsätzlich stellt: Die Pointe der Johanne Gray liegt darin, dass das Stück sich mit der Trennung einer privaten von einer politischen Moral – seit Machiavellis Der Fürst eine zentrale Prämisse der politischen Theorie – nicht zufriedengeben will. Ludecus’ Figur Johanne Gray akzeptiert diese Trennung nicht – sie will Ehrlichkeit und Offenheit auch in der Politik und verweigert sich dem Spiel der Verstellungen. In diesem Sinne versucht das Stück eine um 1800 weiblich konnotierte, private Moral zurück in die Politik zu transportieren – ein Versuch, der tragisch scheitert.
Den Lebensmittelpunkt der Autorin bildete seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr die Stadt Weimar. Hier diente Caroline Ludecus als Kammerfrau am Hof der Herzogin Luise, trug zur Geselligkeit im Salon von Johanna Schopenhauer bei und war eine der Mitbegründerinnen des »Patriotischen Instituts der Frauenvereine«, das unter der Leitung der Erbherzogin Maria Pawlowna stand.

Anna Ananieva

Anna Ananieva ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie forscht und publiziert fachübergreifend zur Europäischen Kultur- und Literaturgeschichte, kuratiert Ausstellungen und arbeitet als Fachberaterin für TV-Dokumentationen. Sie ist Herausgeberin des Blogs »Kotzebue International« (OpenEdition; ISSN 2752-2571): https://kotzebue.hypotheses.org/

Amalie Berg

In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts veröffentlichte Johanna Caroline Amalie Ludecus, geb. Kotzebue (1755–1827), unter dem Pseudonym Amalie Berg zahlreiche Erzählungen und mehrere Romane. Eine Auswahl ihrer Erzählungen und Briefe ist in der Editionsreihe „Die Anderen Klassiker“ imWehrhahn Verlag erschienen.

  • ISBN: 978-3-86525-842-7
  • Edition FONTE 2
  • 10 Abbildungen
  • 176 Seiten
  • Hardcover
  • Am 18.03.2022 erschienen
  • Deutsch
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