Hans Rosenbaum aus Hannover wurde nur 20 Jahre alt. Die Hälfte seines kurzen Lebens verbrachte er in den Rotenburger Anstalten, er wurde 1940 im Rahmen der nationalsozialistischen »Aktion T4« in der Tötungsanstalt umgebracht. Es ist kein einziges Bild von Hans Rosenbaum überliefert, es lebt keine Person mehr, die sich an ihn erinnern kann. Die Nachfahren seiner Familie wussten bis vor wenigen Jahren nicht einmal, dass Hans Rosenbaum gelebt hatte.
In einer sorgfältigen Auswertung der wenigen Spuren seines Lebens ist es der Historikerin Anke Sawahn gelungen, Hans Rosenbaum als Mensch, als Sohn und als Bruder sichtbarer zu machen. Denn in seiner Personenakte im Archiv der Anstalten sind auch Briefe von seiner Mutter Jenny Rosenbaum erhalten, die unsere Sicht auf Hans Rosenbaum von der technokratischen Enge der amtlichen Dokumente befreien. Jenny Rosenbaums liebevoller Blick auf ihr Kind geht über seinen Bedarf an Zuwendung und Unterstützung hinaus und lässt auch seine Fähigkeiten, seine Beziehung zur jüngeren Schwester und seine Rolle im Familienleben sichtbar werden.
Somit leistet Dr. Sawahn einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur, der über die bloße Erinnerung an die Verfolgung und Ermordung von Menschen mit zugeschriebener Behinderung oder Beeinträchtigung hinausgeht, indem sie den Menschen würdigt.