Um 1800 wird die Gegenwart zur entscheidenden Zeitdimension. Das Bewusstsein über die gemeinsame raumzeitliche Situation mit sich verändernden Bedingungen weckt unmittelbar das Bedürfnis, die Flüchtigkeit des Moments, die Gestaltung des Sozialen und die Grenzen der aktuellen Lage zu konkretisieren. Die Darstellung der Gegenwart ist also seit ihrem Beginn auf kompensierende Mittel der Konkretion angewiesen; sie braucht Figur(ation)en, um in Erscheinung zu treten. Der vorliegende Band, der auf die gleichnamige Tagung des DFG-Graduiertenkollegs »Gegenwart/Literatur. Geschichte, Theorie und Praxeologie eines Verhältnisses« zurückgeht, problematisiert, was jeweils als Figur(ation) der Gegenwart fungieren kann und welche Form der Referenz dem Verhältnis von Figur(ation) und Gegenwart zugrunde liegt. Von Literatur über Tanz und bis hin zum Professional Wrestling erkunden die Beiträge dieses komplexe Referenzverhältnis und schlagen zu seiner näheren Bestimmung vier Kategorien vor: Mit der Systematik aus Repräsentation, Diagnostik, Strukturierung und Revision werden die ersten Umrisse eines fruchtbaren und doch bislang unbeachteten Forschungsfeldes erschlossen.