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Zeit, die im Verborgenen wirkt, ist nicht nur eine Herausforderung für das Bewusstsein, sondern auch für die Literatur, will sie sich ihrer Repräsentation stellen. Wie kann man von einer Zeit erzählen, die sich entzieht, ohne dass deren Nachwirkungen verschwinden? Gerade der Bezug auf die Vergangenheit bildet eine Fundgrube für das Fortleben verborgener Zeit, der sich die Gegenwartsliteratur nicht zuletzt über das Konzept der Latenzzeit annähert. Der Band versammelt theoretische Einhegungen des Begriffs der Latenz bzw. der Zeitlichkeit der Latenz sowie narrative Zugänge zur Latenz des Vergangenen anhand exemplarischer Lektüren – die von Arno Geigers Es geht uns gut und Eugen Ruges In Zeiten des abnehmenden Lichts über Lutz Seilers Kruso, Saša Stanišics Vor dem Fest und Thomas von Steinaeckers Wallner beginnt zu fliegen bis zu Die Bilder meiner Mutter von Stephan Wackwitz und The Gap of Time der britischen Autorin Jeanette Wintersonreichen. Die Latenzzeit wird dabei als ein Relais zwischen Vergangenheit und Zukunft erkannt, das den Blick zurück in seinen vielfachen Konkretisierungen mit dem Blick nach vorn in einen Zusammenhang stellt. Gefragt wird daher nicht zuletzt nach einem Modell kultureller Zeit, dessen Dynamik sich aus bestimmten Latenzzeiten heraus entwickelt.