Die Figur gehört zu den Grundbegriffen der Dramentheorie. Jede Einführung in die Gattung widmet ihr ein Kapitel. Kaum eine Dramentextanalyse kann auf die nähere Untersuchung der Figuren und ihrer Konstellationen verzichten. Die vorliegende Studie nimmt die Figur im Drama erstmals systematisch in den Blick. Gezeigt wird, dass Figuren nicht nur fiktive Gestalten, also Elemente der dargestellten Welt sind, sondern auch wesentliche Struktur-, Handlungs- und Vermittlungsfunktionen im Dramentext erfüllen, die für den dramatischen Modus der Darstellung entscheidend sind. In ein Funk-tionsmodell der dramatischen Figur sind daher sämtliche Ebenen des Dramentextes zu integrieren: Text, Welt, Handlung, (literarischer und diskursiver) Kontext, Selbstbezug. Die Figuren organisieren die Handlung, die raumzeitlichen Koordinaten der Szene und das charakteristische Schriftbild des dramatischen Textes. Auch übernehmen sie selbst wesentlich die (narrative) Vermittlung des Geschehens, sind Schnittpunkte intertextueller Referenzen, repräsentieren zeitgenössische Diskurse und Konflikte und reflektieren den theatralen Bezug des Dramentextes. Dass die Figuren die fiktionale Welt, die sie bewohnen, samt ihren Bezügen selbst vermitteln, leitet sich aus dem Umstand her, dass die Bühne der darstellungstheoretische Fluchtpunkt des dramatischen Textes ist. Die Theorie der dramatischen Figur ist so gleichermaßen ein Beitrag zur interdisziplinären Figurenforschung wie zur Gattungstheorie des Dramas.
»eine erste umfassende, systematisch-theoretische und besonders: gattungsspezifische Untersuchung der Figur im Drama.«
»Die Dissertation überzeugt gleichwohl durch ihr präzises Weiterdenken analytischer Kategorien der Literatur- wie Theaterwissenschaft, durch das sorgfältige Überprüfen von Theoremen, insbesondere aber durch den Einbezug anderer Disziplinen und ihre insistierende Aufmerksamkeit auf die Typographie des Theatertextes.«