Maritimes Wissen war in der Frühen Neuzeit Herrschaftswissen. Es wurde sorgsam gehütet, doch Buchdruck und europäische Expansion brachten letztlich eine Flut von Publikationen zur ›Steuermannskunst‹ (ars navigandi) und damit verbundenen Praxisfeldern mit sich. Diese Studie untersucht exemplarisch vier deutschsprachige Pioniertexte auf ihrem jeweiligen Gebiet als Bausteine der maritimen Kulturgeschichte – ein Erbauungsbuch für die christliche Seefahrt, ein Schiffbautraktat, ein Nautiklehrbuch und ein popularisierendes Handbuch des ›Hafenwissens‹. In methodischer Hinsicht richtet sich die Aufmerksamkeit auf die jeweils unterschiedlichen ›Verschriftlichungsstrategien‹, mit denen die Autoren bei der Aufbereitung ihrer Gegenstände für den Druck operieren. Dabei geht es um das textstrategische Kalkül der sinnstiftenden Kontextualisierung, der Auswahl und Perspektivierung sowie des Preisgebens und Verborgenhaltens von Kenntnissen, die für die Seefahrt nützlich waren, oder kurz gesagt: um eine Praxeologie der strategischen Textproduktion in der Frühen Neuzeit.