August von Kotzebue
Hrsg. von André Georgi

Soldatenstücke in einem Akt

Die Uniform des Feldmarschalls Wellington – Die Brandschatzung – Die Rückkehr der Freiwilligen, oder: Das patriotische Gelübde – Das zugemauerte Fenster – Das Posthaus in Treuenbrietzen

Der große Erfolg von Lessings Minna von Barnhelm (1767) begründete ein im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert populäres Genre, das heute längst ausgestorben ist: Das »Soldatenstück«. Zwar gab es schon kurz nach der Veröffentlichung der Minna von Barnhelm Versuche, Lessings Verknüpfung der Themen des Soldaten und des Militärs vom Genre der Komödie zu lösen. Diese Versuche blieben aber beim Publikum erfolglos und die überwältigende Mehrzahl der 260 zwischen 1768 und 1823 geschriebenen »Soldatenstücke« waren Komödien. Der Krieg und seine Auswirkung auf die Gesellschaft, die Spannungen und Risse, die er provozierte, waren eines der großen Themen August von Kotzebues (1761–1819), und so verwundert es nicht, dass das Genre des »Soldatenstücks« ihn seine gesamte Karriere hindurch anzog. Kotzebue ging es weniger um die Darstellung des Militärischen und Soldatischen selbst – was ihn vielmehr bewegte, war die Frage, wie sich der Moral- und Verhaltenskodex der zivilen bürgerlichen Gesellschaft mit dem des Militärs vertrug, wo sie sich aneinander rieben und wie sie zu einem Ausgleich zu bringen wären: Ein Großteil seiner Soldatenstücke sind Kriegsheimkehrerstücke, in denen Eltern und Söhne oder Ehepartner wieder zu einander finden müssen. Kotzebue war der Meister dieses Genres, in dem sich die Unruhe und Angst einer Zeit in Krieg und Befreiungskämpfen mit einer Komik verbindet, bei der uns das Lachen heute manchmal im Halse stecken bleibt.

André Georgi

André Georgi hat Literaturwissenschaften studiert und arbeitet als freier Autor und als Drehbuchautor u.a. für den Tatort.

August von Kotzebue

August von Kotzebue (1761-1819) war Schriftsteller, Publizist und Theaterautor.
Geboren und aufgewachsen in Weimar, erlangte Kotzebue internationale Berühmtheit durch sein Dramenwerk, das die theatralen und gesellschaftlichen Konventionen seiner Zeit publikumswirksam herausforderte. Zeitweise übernahm er selbst Theaterleitungen und war u.a. für die Bühnen in Wien, St. Petersburg, Tallinn, Königsberg und Mainz zuständig.
Als engagierter Medienmacher arbeitete Kotzebue an der Profilierung des Pressemarktes, indem er mehrere belletrische Zeitschriften ins Leben rief und herausgab, darunter »Bibliothek der Journale« (St. Petersburg), »Für Geist und Herz« (Tallinn), »Die Biene« (Königsberg), »Der Freimüthige« (Berlin) und »Literarisches Wochenblatt« (Weimar).
Zeitlebens stand Kotzebue im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Auf das Interesse für seine Person reagierte er mit autobiografischer Unterhaltungsprosa, nicht selten mit ironischem Unterton. Die literarkritischen Debatten bestritt er ausgiebig auf dem Feld der Publizistik. Kotzebues gesellschaftspolitische Polemik gegen die radikalen deutschnationalen Tendenzen gab schließlich Anlass zu seiner Ermordung, die selbst zum transnationalen Medienereignis wurde.
August von Kotzebue gilt bis heute als der meistgespielte deutschsprachiger Dramatiker. Mit dem Lexikon »Kotzebues Dramen« liegt seit 2011 bei Wehrhahn Verlag ein konziser Überblick über seine Theaterproduktionen vor.

  • ISBN: 978-3-86525-648-5
  • ISSN: 1863-8406
  • Theatertexte 59
  • 178 Seiten
  • Broschur
  • Am 02.07.2018 erschienen
  • Deutsch
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