August von Kotzebue (1761–1819) war der erfolgreichste und meistgespielte Dramatiker der Goethezeit. Der literarischen Öffentlichkeit präsentierte er sich allerdings zunächst – wenn auch anonym – als Erzähler. Er und Sie (1781), Kotzebues erste, von der Forschung bislang kaum beachtete selbstständige Publikation, enthält vier Texte: das an Grimmelshausen und Wieland angelehnte Versepos Theodebald und Amelinde sowie drei kürzere Balladen. Kotzebue zeigt sich hier nicht nur als junger Autor, der tief in der Literatur seiner Zeit verwurzelt ist und dezidiert intertextuell vorgeht, sondern auch als geschmeidiger, effektvoller und unterhaltsamer Erzähler.
»Einige froh verlebte Sommermonate auf dem Klippsteinischen Garten, gaben einer kleinen Sammlung von Gedichten das Daseyn, welche, durch Vermittlung meines Freundes Musäus, bei W– in E– gedruckt wurden. Ich nenne mit Fleiß weder den Verleger, noch den Titel dieser kleinen Broschüre; denn es könnte irgend einem neugierigen Leser einfallen, sich das Ding kommen zu lassen, wobey ich traun! nichts gewinnen würde. Es machte mir aber damals unaussprechliche Freude, und ich pflegte sorgfältig jeden Catalog der mir in die Hände fiel, nachzuschlagen, um meine Augen an dem Titel meines Machwerks zu weiden« (A. v. Kotzebue über Er und Sie in Mein literärischer Lebenslauf, 1796).
»Der ungenannte V[erfasser] hat gewiß für die erzählende Dichtart Talente; aber ihre Ausbildung bedarf noch mehreren Fleißes und strengerer Kritik« (Rezension von Er und Sie in der Allgemeine deutsche Bibliothek, 1782).