Haug (1761–1829) war einer der produktivsten Epigrammatiker des 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Er wurde in einer Zeit des literarischen Umbruchs geboren. Mit Schiller war er seit dem gemeinsamen Besuch der Lateinschule befreundet und mit Daniel Schubart gut bekannt. Unter diesen und den vielen selbsternannten Genies muß sich Haugs Stellung seltsam ausgemacht haben. Den »reichsten Martial der Deutschen« hat Jean Paul ihn genannt und damit nolens volens neben der Wertschätzung auch das Wesen der dichterischen Begabung Haugs charakterisiert. Beim Epigrammatisieren legte Haug eine geradezu beängstigende Produktivität an den Tag. Über sechstausend solch kurzer Sinngedichte wurden zu seinen Lebzeiten veröffentlicht – geschrieben aber hat er an die 20.000. Darunter finden sich nur wenige ernste Sinnsprüche, betrachtende Gnome und Reflexionen über das irdische Dasein. Den weitaus größten Anteil haben Spott- und Scherzepigramme: vor allem die Ständesatire, die einzelne Berufsgruppen karikiert, und die Typensatire, die menschliche Schwächen zur Zielscheibe unbarmherzigen Spotts macht. Ärzte, die ihre Patienten nicht kurieren, sondern unter die Erde bringen; Advokaten als Angehörige eines emsigen Geschlechts von Interessenvertretern in eigener Sache, den Blick stets auf die Brieftasche des Mandanten geheftet; eitle Skribenten in der maßlosen Überschätzung ihrer drittklassigen Tintenklecksereien; sittenlose Pfaffen, die Wasser predigen und niemals schlechten Wein trinken würden; pedantische Gelehrte und selbstgefällige Fürsten: die zweifelhafte Gesellschaft, die hier versammelt ist, kennen wir schon. Sie ist fast so alt wie die Menschheit selbst.
"Das Bändchen präsentiert eine winzige, witzige Auswahl aus dem einseitigen, aber immens umfangreichen Werk des großen klassizistischen Kleinkünstlers, (...)." Stuttgarter Nachrichten